Heck wird bei stärkerem Bremsen auf AB instabil

  • Hallo zusammen,


    ich fahre folgendes Fahrzeug:

    G21, 30d, BJ 03/2020, 124.000 km, vorher Leasingfahrzeug bei der NL, bei der ich es gekauft habe, ich bin 2. Besitzer

    • Adaptives M-Sportfahrwerk & adaptive Sportlenkung
    • M-Sportbremse (bei 121tkm vor 3tkm neue Scheiben und Beläge, Beläge hinten noch relativ neu, Scheiben müsste ich nochmal schauen)
    • Räder sind aktuell 18" Styling 781 mit MB (225er bzw. 255er) Michelin Pilot Sport PS4 mit BMW Stern, ohne Runflat. Die Reifen sind DOT 05/2025 und haben mittlerweile ca. 2000 km gelaufen.

    Vorher waren ebenfalls 18" MB Hankook Ventus S1 evo3 Runflat montiert. Bin von den Runflat weg, da sie mir beim Federungskomfort zu hart waren und ich meinen F31 mit Non-Runflat wesentlich mehr mochte als mit Runflat.


    Nun zum Problem: Wenn ich bei höheren Geschwindigkeiten (ab ca. 150 km/h) beherzter bremse (ca. 30-50%, weit entfernt von Gefahrenbremsung), zieht das Fahrzeug häufig in eine Richtung, typischerweise links.

    Das Ziehen kommt rein subjektiv gefühlt weniger von ungleich ziehender Bremse, sondern kommt eher vom Fahrwerk. Bremsen sind bei niedrigeren Geschwindigkeiten absolut unauffällig.

    Ich meine, dass der auslösende Impuls von hinten kommt. Es drückt zunächst in das (geringe, wahrscheinlich normale) Spiel der adaptiven Sportlenkung und dann schiebt es das Fahrzeug vorne zur Seite. Es fühlt sich in etwa so an als würden die hinteren Räder das Auto um die Hochachse nach links drehen wollen. Kann mich aber auch täuschen.

    Wenn ich auf der Bremse bleibe oder leicht öffne und versuche es über Gegenlenken zu kompensieren, wird es relativ unangenehm - gar instabil. Es hat dann eine Tendenz, dass das Heck anfängt sich aufzuschaukeln.


    Bremse vorne wurde (wie geschrieben) vor 3tkm bei BMW gemacht; Bremsbericht war der danach durchgeführten HU (04/2020) unauffällig;

    Querlenker unten vorne wurden ebenfalls parallel zur Bremse vor 3tkm gemacht und Achse wurde vermessen. Laut BMW alles okay. Protokoll habe ich nicht einsehen können. Waren alles Leistungen im Rahmen des Kaufs bei der BMW NL.


    Folgendes zu meinen Gedanken und Beobachtungen:

    • Ich hatte das erste Auftreten des Problems kurz nach Kauf auf die Hankook Reifen geschoben. Die waren beim Gebrauchterwerb des Fahrzeugs neu. Beim ausgiebigeren Probefahren auf der AB nach Übernahme waren die Reifen noch nicht eingefahren als ich das Problem das erste Mal bemerkt habe. Ich habe es damals damit abgetan, dass die Reifen einfach noch "neu" waren. Habe die Hankooks dann wg. Komfort zeitnah gegen die Michelin PS4 ersetzt, war mit den Michelin zunächst zufrieden und habe sie erstmal entspannt eingefahren.
    • Nun zeigen sich die Michelin PS4 nach 2tkm bei sommerlichen Temperaturen als sehr weich, was die Spurtreue insgesamt negativ beeinflusst. Das Fahrzeug schwimmt bei Geradeausfahrt selbst ohne Seitenwind - für mein Empfinden - unangenehm. Daher habe ich dem PS4 etwas mehr auf den Zahn gefühlt und bin beim Testen des Verhaltens beim Bremsen wieder über das instabile Bremsverhalten gestolpert. Habe es nicht exzessiv getestet, denn die 2-3 Mal haben mir gereicht.

    Zur Erklärung, warum mir das Problem mit den Michelins erst nach 2000 km auffällt: Ich fahre zwar gerne flott (gerne bis 200 km/h), aber "passiv". Heißt, ich muss selten hart oder härter bei höheren Geschwindigkeiten in die Eisen gehen.

    Umso mehr verunsichert mich das Bremsverhalten des Fahrzeuges, sollte doch mal eine echte Gefahrenbremsung anstehen. So wie das Auto aktuell bremst, würde ich bei 200 km/h in der Kurve höchstwahrscheinlich links in der Leitplanke landen oder beim Versuch des Gegenlenkens das Heck ausbrechen.


    Wie würdet ihr an die Sache rangehen? Was wäre euer Verdacht? Will nicht blank an BMW herantreten und mir anhören, dass "das normal ist".


    Meine Verdächtigen:

    • Murks beim Spur einstellen und ein blöder Effekt wird durchs Bremsen extrem verstärkt. Was könnte da krumm sein?
    • Bremsen ziehen tatsächlich ungleich, kann ich mir aber eher weniger vorstellen.
    • Die weichen PS4 sind absoluter Murks. Aber dass die das Auto so Destablisieren? Dann stimmt doch wieder was am Fahrwerk oder der Abstimmung nicht?
    • Spiel irgendwo im Fahrwerk wo keins hingehört. Auf welche Teile müsste man explizit schauen?

    Ich war gedanklich schon mal dran, zu einem KW Partner zu fahren und das Fahrwerk von denen einstellen zu lassen. Da das Fzg. aber noch voll in der Premium Selection ist, wäre das aber nur der Plan B, wenn ich mit der NL nicht weiterkomme.


    Habt ihr eine Idee, wo die Ursache für das Problem liegt?


    Viele Grüße

  • Meiner Meinung nach stimmt da was am Fahrwerk nicht.. ist ein klassisches Phänomen z.B. für falsch eingestellte Radlast, wenn da rumgepfuscht wurde und das Gewicht liegt zu viel in dem Fall VL im Verhältnis zu HR (Crossweight), dann zieht der dir beim Bremsen nach VL rein.. würde mal das Fahrwerk prüfen und Vermessen lassen und sehen, was da bei rumkommt..


    Es sei denn die Bremse vorne links hat irgendwie echt einen Weg.. das könnte man auf einem Bremsprüfstand ganz leicht testen.


    PS: KW Partner bringt dir nichts, weil man das Fahrwerk manuell nicht einstellen kann.. die können lediglich Spur und Sturz einstellen und das war, das auch nur begrenzt, weil das an der VA nicht verstellbar ist ab Werk.

  • Hallo Schaltling 276,

    prüfe alle Lenker der HA. Mein alter BMW hatte auch schwammiges Fahrverhalten. Ursächlich waren die verschließenen Stoßdämpfer und Lenker der HA in Kombination.




    Grüße

    Andi

  • Hallo zusammen,


    Hallo Schaltling 276,

    prüfe alle Lenker der HA. Mein alter BMW hatte auch schwammiges Fahrverhalten. Ursächlich waren die verschließenen Stoßdämpfer und Lenker der HA in Kombination.

    Danke füe den Tipp. Ich hoffe, dass die Teile noch einigermaßen okay sind. Aber werde es bei der NL ansprechen. 120tkm sind natürlich nicht wenig, aber bei meinem F31 waren die Teile weit länger gut. Aber hängt von vielen Faktoren ab, wie lange die Fahrwerksteile durchhalten. Die Lenker vorne mussten ja schon getauscht werden.


    Noch ein generelles Update: Mir hat das Thema keine Ruhe gelassen und ich habe folgendes - mit überraschendem Ergebis - ausprobiert:


    1. Ich hatte für den Winter schon vier 18 Zoll Felgen für rundum 225er Bereifung gekauft. Da sind noch Goodyear Eagle F1 Asymmetric 3 Runflat mit 5mm VA und 3mm HA von 2021 drauf. Gleichmäßig abgefahren. Hätte die Reifen entsorgt, aber kamen mir jetzt gerade recht für die Fehlersuche.

    Ergebnis: Das Fahrzeug fährt damit wie ausgewechselt. Kein/kaum Spiel im Lenkrad. Bremsen bei höheren Geschwindigkeiten nicht perfekt, aber deutlich, deutlich stabiler und sicherer. Geradeauslauf deutlich besser, nahezu akzeptabel. Und das, obwohl die Räder von einem fremden Fahrzeug stammen.


    2. Danach habe ich nochmal die Hankook Runflat mit MB drauf, um den direkten Runflat Vergleich für MB zu ziehen. Tja, wieder Katastrophe. Geradeauslauf etwas besser als beim sehr weichen Michelin PS4 Non-Runflat. Aber deutlich unruhiger bei der Spurtreue als die 225er. Bremsen genau so übel, wenn nicht sogar übler, als beim Michelin mit MB.

    Zieht entweder nach links oder das Heck fängt an zu Schlingern.


    Ich lasse jetzt die Hankook MB drauf, da ich das Auto so gekauft habe. Insgesamt denke/hoffe ich, dass am Fahrwerk etwas nicht symmetrisch eingestellt ist oder nicht mehr eingestellt werden kann.


    Wenn ich das richtig verstanden habe, ist MB immer sensibler gegenüber asymmetrisch eingestellten Spurwerten. Das würde dazu passen, dass er mit 225ern rundum recht souverän fährt und beide Radsätze MB katastrophal sind.


    Wenn ihr noch Tipps und Anregungen habt, immer her damit. :)


    Schöne Grüße

  • Hallo zusammen,


    gerne möchte ich den letzten Stand teilen. Vorab: Es gibt gute Neuigkeiten. :)


    Das Fahrzeug war zwischenzeitlich zwei Tage bei der NL. Folgendes wurde durchgeführt:

    1. Prüfung der Fahrwerksteile auf Abnutzung und Spiel. Laut Aussage der Werkstatt alles tip-top und nichts zu erneuern.

    2. Eingangsachsvermessung. Ergebnis: Spur VA vorne außerhalb der Toleranz. Primäre Erklärung der Werkstatt für das unruhige/unsichere Fahrverhalten,

    3. PUMA für Kundenbeanstandung an der Lenkung bei TKP Lenkung: Austausch von Schrauben an der Lenkung und Entspannung entlang der Lenkung.

    4. Neuvermessung im Rahmen der PUMA und zugleich Korrektur der verstellten Spur an der VA.


    Ergebnis: Das Fahrzeug fährt seither wie ausgewechselt. Ich erkenne es - im positiven Sinne - nicht wieder. Die Lenkung ist direkt, ruhig und schwimmt nicht mehr um die Nulllage. Das Fahrzeug kann nun (wieder wie bei der Probefahrt) geradeaus fahren.

    Wenn das Fahrzeug von einer Seitenwind Böe erfasst wird, gibt das Lenkrad nun recht direkt Feedback. Bremsen aus höheren Geschwindigkeiten fühlt sich sicherer und stabiler an.


    Es bleiben trotzdem die vielen Fragezeichen in meinem Kopf, wie das Fahrzeug vor der Übergabe bei Kauf so die Werkstatt verlassen konnte. Da muss etwas echt schief gelaufen sein... =O:thumbdown:

    Immerhin wurden die Hauptprobleme nun zielführend behoben.


    Hier mal die beiden Vermessungsprotokolle im direkten Vergleich nebeneinander; links nachher (gut) und rechts vorher (schlecht):

    pasted-from-clipboard.png


    Ein gewisses Aber gibt es aber leider noch: Meine Antennen sind immer noch ziemlich sensibel und ich traue dem Frieden noch nicht so ganz über den Weg. Es dauert länger als ich dachte, mich an das "korrigierte" Fahrverhalten zu gewöhnen und dem Fahrzeug mehr zu vertrauen. Es wird aber... Trotz aller Euphorie und Zuversicht fiel mir bei den letzten Fahrten auf, dass das Fahrzeug manchmal bei Geschwindigkeiten über 120 km/h auf der Autobahn eine Tendenz hat beim sanften Bremsen nach links zu ziehen. =O Man merkt es vor allem beim Bremsen bei Geradeausfahrt, dass das Fahrzeug dann leicht nach links dreht, ohne dass man etwas im Lenkrad spürt. Es passiert aber nicht immer.


    Daher die Frage an die Experten unter euch:

    1. Seht ihr an dem linken "guten" Vermessungsprotokoll irgendwas, was darauf hindeuten könnte, dass etwas weiterhin nicht stimmig eingestellt ist?

    Sind die Werte so okay? Symmetrie ausreichend etc.?

    2. Oder läuft das Fahrzeug beim Bremsen vielleicht einfach nur etwas stärker der Straße nach, bspw. wegen Runflat Mischbereifung...?


    Freue mich über eure Einschätzunge.


    Schöne Grüße

  • Also wenn das Fahrzeug nur beim Bremsen nach links zieht hat entweder die Scheibe links was abbekommen oder es stimmt was mit der Achslast nicht bzw. der Fahrwerksgeometrie vorne.. wenn die aber alles gemäß Werksvorgabe eingestellt haben, kann es eigentlich nicht am Fahrwerk liegen..

  • Danke für eure Antworten. Ihr seht also am Fahrwerk vom Protokoll her auch keine Auffälligkeiten...


    Konnte das Verhalten noch genauer untersuchen. Es scheint so zu sein, dass das Verziehen nach Links nur bei leichtem Bremsen ab Geschwindigkeiten so ab 120 km/h auftritt.

    Wenn man stärker bremst, passt das Bremsverhalten recht gut. Hat man mal stärker gebremst, ist auch das leichte Bremsen erstmal wieder okay. Fährt man danach wieder ein Stück und bremst nur leicht, kommt es irgendwann wieder...


    Ich habe ein wenig gebraucht, um mich dran zu erinnern; Das Fehlerbild passt stark zu dem defekten Bremssattel, den ich mal bei meinem verflossenen E46 hatte.

    Also, doch wieder zur NL... :rolleyes: